Montag, 8. Juli 2019

Stranger Things und das böse Product Placement

ACHTUNG! Solltet ihr Stranger Things noch nicht gesehen haben, möchte ich euch folgende Dinge mitteilen: 
1.: In diesem Post besteht die Chance, dass Handlungsdetails aus allen Stranger Things Staffeln gespoilert werden
2.: Sagt mal, wie dermaßen weit seid ihr in den letzten drei Jahren am Leben vorbeigelaufen?

 
So, genug der warnenden Vorworte. Hallo ihr Lieben. Vielleicht habt ihr es schon mitbekommen (immer vorausgesetzt, ihr habt eine Netflix Mitgliedschaft und lebt nicht hinter dem Mond), dass es eine neue Staffel von Stranger Things gibt. Ich habe diese neue Staffel - wie sollte es auch anders sein - am Releasewochenende ganz entspannt in eins durchgeguckt. Ich will hier jetzt allerdings kein Review/ keine Kritik schreiben, einfach schon, weil ich dazu bei weitem nicht qualifiziert bin. Ich mag die Serie und das rundherum einfach viel zu gerne, um das wirklich kritisch zu betrachten. Viel mehr möchte ich mich darüber auslassen, was die lieben Leute von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu dem Thema geschrieben haben.

Aber der Reihe nach. Es wundert mich erstmal nicht wirklich, dass das langsam aber sicher aussterbende Medium "Tageszeitung" Serien, die von einem Anbieter aus diesem komischen Neuland produziert werden, kritisch gegenübersteht. Schließlich ist das Internet einer der Gründen (wenn nicht sogar der Hauptgrund) warum die Tageszeitung immer unbeliebter und - ehrlich gesagt - unnötiger wird. Wer aus der Generation Y will schon noch zum Kiosk gehen und Geld bezahlen für etwas, das er auch ganz einfach auf einem (mehr oder weniger) rechteckigen Gerät in seiner Hosentasche lesen kann? Wohl die wenigsten. Ehrlich gesagt bin nicht mal ich dazu bereit, und ich lebe wahrscheinlich weiter in der Vergangenheit als die meisten meiner Altersgenossen. Kleines Beispiel? Ich besitze einen Plattenspieler und benutze Zuhause quasi nur den, um Musik zu hören. Ich plane meine Zeit nicht mit meinem Handy, ich schleppe einen Taschenkalender mit mir rum. Ich schreibe keine Notizen auf meinem Handy, ich besitze diverse Notizbücher. Und warum? Tja, wenn ich das mal so genau wüsste. Am ehesten würde ich einfach sagen, weil es mir auf den Sack geht, wie abhängig sich manche Menschen von ihrem Telefon machen und weil ich eben nicht zu diesen Leuten gehören möchte. Aber das ist ein anderes Thema, über das ich wahrscheinlich auch wieder ewig lange schreiben könnte. 


Also weiter im Text. Schauen wir uns doch einmal an, was die FAZ an Stranger Things so zu kritisieren hat (wer die ganze Kritik lesen will, kann das übrigens hier tun). Ich weiß, dass wird ein wenig langwierig, aber ich versuche hier mal den Artikel Absatz für Absatz durchzuarbeiten und zu sagen, was ich davon halte. Total spannend, weiß ich. Aber da ich viele Bestandteile dieser Kritik für ungerechtfertigt/ nitpicking halte, will ich mich hier mal damit befassen. 

Zuerst einmal spricht der werte Herr Weidemann von der FAZ über das Setting der Serie und fasst die Handlung der letzten beiden Staffeln ein wenig zusammen. Jetzt nicht unbedingt mit der Neutralität, die ich von einer professionellen Kritik erwarte, aber gut, wenn die Kritik tatsächlich neutral wäre, würde ich mich wohl kaum darüber aufregen oder darüber schreiben. Trotzdem gibt es da soweit erstmal nicht viel für mich zu meckern. Ja, das könnte man neutraler formulieren, aber dann müsste man dem Medium Streaming ja neutral gegenüberstehen. Und ich unterstelle der FAZ jetzt einfach mal, dass sie das nicht tun. 

Nach der Einleitung und der ersten Zusammenfassung dessen, worum es denn nun eigentlich geht, fängt die Kritik richtig an. Zuerst einmal wird sich darüber beschwert, dass es in der Serie zu viele Referenzen an die Popkultur der 80er Jahre gibt. Stimmt schon, ist wirklich blöd, dass eine Serie, die in den 80ern spielt die damalige Popkultur referenziert. Wo kämen wir denn da hin, wenn einfach jedes fiktionale Werk sowas machen würde? Am Ende hätten wir dann noch Geschichten, die wirken, als würden sie tatsächlich in der entsprechenden Zeit spielen. Und das will ja nun wirklich keiner, nicht wahr? Okay, ich gebe gerne zu, dass Stranger Things da wirklich ne Menge Fanservice betreibt, aber dieser Fanservice und die Anspielungen auf Filme/Serien/Musik etc. der 80er sind ein Teil dessen, was die Serie so erfolgreich gemacht hat. Denn sowohl die Leute, die in den 80ern selbst im Alter von Mike & Co. waren als auch die, die (wie ich) diese Zeit in vielerlei Hinsicht mögen, freuen sich über diese Anspielungen. Weiterhin wird sich noch ein bisschen beschwert, dass sich die Serie vor Stephen King verbeugt. Den Punkt kann ich sogar ganz gut verstehen, denn hier und da wirkt die ganze Serie schon ein wenig wie eine Stephen King Verfilmung. Das mag aber auch vor allem damit zusammenhängen, dass man "80er Horror" kaum schreiben kann, ohne dabei an Stephen King zu denken. 

Und dann geht's mit der Geschichte los, wegen der ich hier überhaupt sitze und schreibe. Denn glaubt man der FAZ und speziell dem Herrn Weidemann so gibt es in der neuen Stranger Things Staffel zu viel Product Placement. Es wird darüber gemeckert, dass Netflix mit 75 Marken Werbeverträge für Stranger Things abgeschlossen haben soll. Und darüber, dass das Product Placement für Burger King und Coca Cola "[...] integraler Bestandteil der Story ist[...]" und das dadurch doch tatsächlich die Verkaufszahlen von Cola und Burger King steigen. Verrückt! Man könnte also meinen, das Product Placement, für das Burger King und Coca Cola bestimmt ganz gut bezahlt haben, würde tatsächlich die gewünschte Wirkung zeigen. Wieso genau das jetzt allerdings negativ ist, weiß ich auch nicht. Ich habe die dritte Staffel gesehen und mich von den Placements so ziemlich null gestört gefühlt. Ich sehe das auch nicht unbedingt als Placement an, wenn da irgendwo ein Colaautomat steht, ein Charakter nen Karton mit Coladosen im Regal hat oder irgendwer Essen von Burger King holt. Aber vielleicht muss ich auch einfach Medienredakteur bei der FAZ sein, um mich daran stören zu können. 

Ab der vierten Folge soll dann das Product Placement so weit eskalieren, dass es "[...] an zu viel Kohlensäure in der Nase erinnert". Ich werde bei meinem Rewatch mal verstärkt darauf achten, kann mich aber bisher nicht daran erinnern, dass mir das negativ aufgefallen wäre. Ist jetzt auch nicht so, dass es ein Ding der Unmöglichkeit wäre, dass Jugendliche in den 80ern Cola getrunken oder bei Burger King gegessen haben. Aber gut, weiter im Text (hehe) wir wollen heute ja auch noch fertig werden.

Im weiteren Verlauf der Kritik wird noch die These aufgestellt, dass Stranger Things eigentlich gar keine Horror/Mysteryserie ist, sondern viel mehr als "[...] wohlig warmer Whirlpool der Erinnerungen" zu sehen ist, in dem der Horror nur als Kontrastmittel genutzt wird. Und - kaum zu glauben, aber dennoch wahr - dem kann ich sogar bis zu einem bestimmten Punkt zustimmen. Denn gruselig fand ich Stranger Things noch nie so wirklich. Klar ist hier und da das ein oder andere mysteriöse an der Serie, aber gruselig finde ich CGI Monster und Jumpscares jetzt ehrlich gesagt nicht. Essentiell ist Stranger Things für mich vor allem eines: Eine Coming-of-Age Serie, die die Geschichte von Freunden erzählt, die mit ein paar übernatürlichen Problemen zu kämpfen haben. Quasi Stephen King's ES in den 80ern. Auch die nach '89 versetzte Verfilmung dessen von 2017 fand ich übrigens nicht soo gruselig. Ich mag den Film ohne Frage, würde ihn sogar als meinen Lieblingsfilm bezeichnen, aber letzten Endes gilt da für mich das Gleiche wie bei Stranger Things: Im Kern ist es eine Geschichte über Freundschaft und erwachsenwerden.

Aber ich schweife ab, also noch ein letztes Mal zurück zu dem Artikel der FAZ. Im letzten Absatz wirft der gute Herr Autor einen Blick in die Zukunft und merkt an, dass das Ende von Stranger Things so oder so in absehbarer Zukunft liegt, da die Darsteller älter werden. Wo genau da jetzt das Problem liegt, verstehe ich persönlich nicht unbedingt, denn jedem, der die neue Staffel (oder auch nur einen Trailer dafür) gesehen hat, bemerkt relativ direkt, dass das Älterwerden der Darsteller einer der zentralen Dreh- und Angelpunkte dieser Staffel ist. Als abschließendes Fazit wird schließlich angemerkt, dass Stranger Things für all jene geeignet ist, die es nicht stört, dass "[...] die Definitionen der großen Dinge des Lebens hier aus einer geld- und triebgesteuerten Traummaschine kommen". Der Gruselfaktor der Serie kommt der Meinung des Autors auch daher, dass die Serie "[...] vorführt, wie diese amerikanische (Alb-)Traummaschine die hinter Nostalgie und Verklärung liegende Gefühlswelt ganzer Generationen weltweit geprägt hat [...]". Kann ich jetzt auch nicht so bestätigen, aber ich verfüge eben auch nicht ansatzweise über die Bildung und den Wissenstand eines FAZ Redakteurs. 

Vielleicht mag manchem von euch - immer vorausgesetzt ihr habt es bis hierher geschafft - aufgefallen sein, dass der Herr Weidemann und ich nicht unbedingt einer Meinung sind. Aber das ist auch gut so. Denn wenn die ganze Welt eine Meinung hätte, wäre es hier extrem langweilig und noch zusätzlich hätte ich keinerlei Gründe mehr, mich öffentlich aufzuregen. Und dann wäre dieser Blog ja quasi nutzlos. In dem Sinne also vielen Dank an die FAZ im Allgemeinen und an Herrn Axel Weidemann im Speziellen. Denn dessen Kritik hat mir den Stoff geliefert, um hier endlich mal wieder was zu posten.

Und wer weiß, vielleicht befasse ich mich in Bälde auch noch mit der FAZ Kritik zur zweiten Staffel von Dark, denn auch dazu habe ich noch so manchen Einwand. Bis dahin wünsche ich euch aber noch einen wundervollen Tag und danke euch fürs Lesen. Hier folgen jetzt noch die langweiligen Quellenangeben, wer darauf also keine Lust hat, kann jetzt abschalten.

Quellen:
Das Plakat der dritten Stranger Things Staffel: https://www.instagram.com/p/BySoUwblJa7/
Die anderen Bilder sind Screenscaps aus der Serie Stranger Things und ein Screenshot der Website der FAZ.





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