Mittwoch, 6. Februar 2019

Lost Places/ Urban Exploring

Hallo ihr Lieben. Der ein oder andere von euch wird vermutlich wissen, um was es sich bei Urban Exploring handelt. Für die, die das nicht wissen bediene ich mich mal kurz der Definition von Wikipedia:
"Urban Exploration oder Urban Exploring (kurz: Urbex/Urbexing) oder Stadterkundung ist die private Erforschung von Einrichtungen des städtischen Raums und sogenannter Lost Places." (Quelle)
Im Groben begibt man sich also in leerstehende Gebäude, sieht sich dort um und macht das ein oder andere Foto. Die genaue Lage der meisten Lost Places ist relativ schwer herauszufinden, da diese selten bis nie im Internet preisgegeben werden. Das hat aber auch gute Gründe. Ich hab mittlerweile selbst den ein oder anderen Lost Place besucht und kann euch eines sagen: Je weniger Leute die genaue Lage kennen, desto besser ist der Zustand der Gebäude. Ist aber auch logisch, denn die wenigsten dahergelaufenen Leute halten sich an den inoffiziellen Grundsatz der Urbex-Szene. Dieser lautet "Take nothing but pictures. Leave nothing but footprints". Von daher ist das meiner Meinung nach schon okay, wenn man die Lage dieser Orte geheim hält. Auch wenn es das natürlich ein wenig schwieriger macht, als Neuling in dieses Hobby einzusteigen.

Wenn ihr euch trotzdem für die ganze Sache interessiert, möchte ich euch hier ein paar Bilder von meinen bisherigen "Erfahrungen" zeigen. Ich werde hier aus den bereits genannten Gründen keinen genauen Standort der fotografierten Gebäude nennen. Eines der Gebäude ist mittlerweile weithin bekannt und besucht und das andere ist noch relativ unbekannt und bleibt das hoffentlich auch noch etwas länger. Ihr könnt ja selbst mal den Vergleich zwischen den Zuständen der Gebäude ziehen und euch fragen, warum ich die genauen Standorte nicht preisgeben will. Es sei nur so viel gesagt: Beide Gebäude befinden sich in Nordrhein-Westfalen. Bei beiden Gebäuden handelt es sich um verlassene Kliniken.

Kommen wir jetzt ohne weitere Umschweife zu den Fotos. Bei den Bildern des ersten Objektes bitte ich um Verzeihung, da ich wegen der schwierigen Lichtverhältnisse nur mit einem Portraitobjektiv fotografiert habe und die Bilder teilweise entsprechend aussehen.

Minolta AF 50mm; Blende 1.7, 1/80 Sek, ISO 500, Brennweite 50mm
Das erste Objekt beginnt damit hier. Wie gesagt habe ich (vor allem wegen des extremen Lichtmangels) hier nur mit meiner 50mm Festbrennweite fotografiert. Dadurch sind Bildausschnitt leider relativ klein. Da das Objekt aber so oder so leider nicht mehr sonderlich spannend war, weil quasi alles weg und kaputt war, was nur weg und kaputt sein kann, ist das für mich nicht sonderlich schlimm. Auf dem Bild oben kann man ganz gut erahnen, was ich im "Vorwort" meinte. Durch die Bekanntheit des Objekts ist es zunehmend Opfer von Vandalismus, Diebstahl und Brandstiftung geworden. In der Retrospektive würde ich denen von euch, die dieses Objekt vielleicht sogar kennen, nicht raten, dort hineinzugehen. Aufmerksame Nachbarn, lauter kaputte Decken und Böden und Treppen, bei denen man mit jedem Schritt still betet, dass man nicht durchbricht. 

Minolta AF 50mm; Blende 1.7, 1/640 Sek, ISO 100, Brennweite 50mm
Ebenfalls ein Bild aus dem ersten Objekt. Hier fand ich einfach das Farb- und Schärfenspiel zwischen dem kaputten Fenster und den Bäumen und Büschen draußen sehr schön. Davon abgesehen war das hier eines der wenigen Fenster auf der Etage, in denen überhaupt noch Glasreste waren, wenn ich mich recht entsinne.

Minolta AF 50mm; Blende 1.7, 1/80 Sek, ISO 640, Brennweite 50mm
Sicherungskästen wie diesen lassen sich recht oft in verlassenen Gebäuden finden. Denn da Menschen nun mal (entschuldigt den Ausdruck) Hurensöhne sind, kann man sowas nicht heile lassen. Und die grundlegende Faustregel lautet "Je mehr Leute das Gebäude kennen, desto weniger ist von der Originaleinrichtung übrig". Andauernd müssen Menschen in diese Gebäude eindringen, Möbel klauen, Fenster einschlagen oder Feuer legen. Okay, so ein verlassenes Gebäude löst wahrscheinlich irgendwas in den (meist jugendlichen) Menschen, die dort herumlaufen aus. Da ist vermutlich der Gedanke "Mich sieht keiner und es interessiert keinen" da und zack wird ein Fenster eingeschlagen oder ein Sicherungskasten demoliert. Ich bin mir bis heute nicht sicher, was man davon hat, sowas zu machen. Aber gut, ich werde da wohl nichts dran machen können, also wieso soll ich mich groß weiter aufregen?

Minolta AF 50mm; Blende 1.7, 1/80 Sek, ISO 160, Brennweite 50mm
Und das letzte Bild aus dem ersten Objekt. Auch hier ist (teilweise durch blinden Vandalismus, teilweise durch einen der dort gelegten Brände) die Decke teilweise eingestürzt. Das hat zur Folge, dass es in die unteren Etagen regnet, da der Dachstuhl ebenfalls einem der Brände zum Opfer gefallen ist. Weiterhin führen diese Löcher in Decke und Boden auch dazu, dass man in den oberen Etagen extrem darauf achten muss, wo man seinen Fuß platziert. Aber gut, ich hab ja auch nie davon geredet, das Urbex ein ungefährliches Hobby ist. 

So, kommen wir jetzt (wenn jemand bis hierhin dabeigeblieben ist) zu den Bildern des nächsten Objektes. Die sind in diversen Punkten deutlich besser als die bisher gezeigten, da ich mittlerweile im Besitz eines Blitzgerätes bin, wodurch es deutlich einfacher geworden ist, Fotos in der Dämmerung, in Gebäuden oder auch in völliger Dunkelheit zu machen. Die nun folgenden Fotos sind entstanden, als ich mit einem anderen Teilzeitfotografen losgezogen bin, um ein paar Lost Places zu erkunden. Den Großteil des Tages wurden wir leider vom Pech verfolgt. Alle Orte, die wir anfangs besucht haben, waren entweder abgeschlossen, zugemauert oder weit weg von jeder möglichen Parkgelegenheit. Nach einer Odyssee durch fünf Landkreise sind wir dann also zu Davids "Last Resort" gefahren. Klingt erstmal total dramatisch (und erinnert mich irgendwie an nen Song von Papa Roach... Ich kann mir nicht erklären, warum), bedeutet aber letzten Endes nur, dass es sich dabei um ein Gebäude gehandelt hat, von dem wir sicher wussten, dass der Zutritt dort möglich ist. 

Minolta AF 28-85mm; Blende 8, 1/60 Sek, ISO 640, Brennweite 28mm
Das Bild stammt aus dem Eingangsbereich des Hauptgebäudes. Zu sehen sind Schließfächer, die wahrscheinlich irgendwann mal dazu gedacht waren, den Patienten Post oder ähnliches zukommen zu lassen. Einige von den Türen wurden aufgebrochen, die meisten sind aber noch geschlossen. Allgemein ist der Eingangsbereich in einem verhältnismäßig guten Zustand. Dieses Bild ist eins der beiden, die aus dem Hauptgebäude stammen. Die anderen Bilder stammen aus einem der Nebengebäude.

Minolta AF 28-85mm; Blende 8, 1/60 Sek, ISO 200, Brennweite 28mm
Wie bereits erwähnt ein Bild aus dem Nebengebäude. Im Gegensatz zu vielen anderen Lost Places (inklusive dem, der in diesem Post ebenfalls gezeigt wurde) ist hier - vor allem im Nebengebäude - tatsächlich noch Mobiliar vorhanden. Gut, der Fernseher wird wohl vermutlich nicht mehr sooo gut funktionieren, aber trotzdem trägt sowas deutlich zur Atmosphäre des Ortes bei. Und was die Atmosphäre angeht... Ohh Boy, da hab ich noch was für euch.

Minolta AF 28-85mm; Blende 8, 1/60 Sek, ISO 200, Brennweite 28mm
Wie David erwähnte, haben wir hier wohl den ehemaligen Arbeitsplatz von Sigmund Freud gefunden. Okay, wer hier tatsächlich mal gearbeitet hat, lässt sich wohl nicht so genau sagen.  Aber auch hier herrscht eine ziemlich dichte Atmosphäre, die sich durch den guten Gesamtzustand (und einen kopflosen Teddybären im Nebenzimmer) noch deutlich verstärkt. Achso, hatte ich schon mal erwähnt, dass diese Geschichte namens Urban Exploring nicht unbedingt immer für schwache oder ängstliche Gemüter geeignet ist?


Minolta AF 28-85mm; Blende 8, 1/60 Sek, ISO 800, Brennweite 28mm
Bevor ich euch jetzt meine beiden Lieblingsbilder des Tages zeige, kommt hier noch ein eher langweiliges. Eben einfach nur ein etwas breiterer Flur, von dem ein paar Zimmer abgehen. Okay, da ist wohl das ein oder andere Graffiti an der Wand, aber sonst gibt's hier gar nicht mal so viel Spannendes zu sehen. Trotzdem gefällt mir das Bild irgendwie ganz gut, und um die "Spannung" auf die nächsten beiden Bilder etwas mehr aufzubauen, ist das vielleicht ganz gut geeignet. Also jetzt ohne Umschweife: Die beiden letzten Fotos.


Minolta AF 28-85mm; Blende 8, 1/60 Sek, ISO 250, Brennweite 28mm

Minolta AF 28-85mm; Blende 8, 1/60 Sek, ISO 200, Brennweite 28mm
Okay, dafür, dass ich das hier so als Highlight angepriesen habe, sind die Bilder vielleicht ein wenig langweilig. Die Bilder zu machen war allerdings doch ziemlich spannend. David und ich sind da so durch die Räumlichkeiten gegeistert und haben uns Zimmer nach Zimmer vorgenommen, bis wir in diesem angekommen sind. Was das für Geräte sind und wofür sie da sind, konnten wir bisher noch nicht herausfinden. Aber die Atmosphäre in dem Raum war so dicht, dass es uns - oder zumindest mir - kalt über den Rücken gelaufen ist. Ich bin jetzt normalerweise nicht der Dude, der immer direkt und vor allem Angst hat, aber das hier war dann doch schon irgendwie gruselig. Angefangen bei den ganzen noch vorhandenen Geräten und der Atemmaske und endend mit dem Stuhl mit den netten Fixierungsmöglichkeiten an der Seite ist dieser Raum einfach irgendwie beängstigend gewesen. Ehrlich gesagt möchte ich mir auch nicht unbedingt vorstellen, was dieser Raum und dieser Stuhl im Laufe der Jahre schon so alles gesehen haben. 

So meine Lieben, das war's dann erstmal mit Urban Exploring und Lost Places. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da in näherer Zukunft noch etwas auf euch zukommen wird. Früher oder später wird es auf jeden Fall noch mehr Fotos aus dem zweiten Objekt geben, das David und ich besucht haben, da wir dort mehr oder weniger unfreiwillig weggegangen sind. Leider ist es dann doch ziemlich schnell dunkel geworden und durch die relative Nähe zu einer Wohnsiedlung wäre es vermutlich früher oder später aufgefallen, wenn man in den Fenstern der Gebäude Taschenlampen und Blitze gesehen hätte. Früher oder später werden wir uns dort aber nochmal hinbewegen. Außerdem gibt es noch diverse Orte in meiner Nähe, die wir irgendwann auch nochmal abarbeiten werden. Vorzugsweise dann, wenn David sich mal wieder in meine Richtung bewegt. 

Ansonsten danke ich euch wie üblich vielmals fürs Vorbeischauen und Lesen und wünsche euch noch einen wundervollen Tag. Anbei jetzt noch (für die, die es interessiert) die technischen Details der Fototour:

Entstanden sind alle Bilder mit meiner Sony Alpha 68. Das jeweilige Objektiv steht jeweils in den Informationen unter dem Bild. Der verwendete Aufsteckblitz ist ein Metz 44 AF-1 mit dem mitgelieferten Diffusor. Wenn jemand mehr über meine Fotoausrüstung erfahren möchte (und mein Loblied auf das Minolta AF 28-85mm hören möchte), kann ich ihm diesen Post empfehlen. Wie bei mir in 90% aller Fälle üblich, sind alle Bilder direkt Out Of Camera und nicht bearbeitet. Aber wer weiß, vielleicht lade ich auch irgendwann nochmal bearbeitete Versionen davon hoch.

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