Hallo ihr Lieben. Nachdem mein letzter Post mittlerweile mehr oder weniger ein dreiviertel Jahr her ist, fiel mir kürzlich ein, dass dieser Blog ja auch noch existiert. Ich hab zwar vor längerer Zeit schon einmal einen Post angefangen, der braucht aber noch ein bisschen länger, bis er fertig wird. Zum einen wird dieser Post wohl etwas länger werden und zum anderen muss/will ich hier und da zu dem Thema recherchieren, um keine Fehlinformationen "abzudrucken". Daher hier jetzt erstmal einen kleinen Lückenfüller, angeregt durch eine Konversation, die ich kürzlich führte und einen Fund, den ich während meines Umzugs in einer meiner Schreibtischschubladen machte.
Vorweg ein kleiner, unnützer Fakt: Mein ursprünglicher Plan war es, diesem Post mit "Der Musikgeschmack der Jugend" zu überschreiben, bis mir auffiel, dass ich mit 25 langsam aber sicher wohl wirklich nicht mehr zur Jugend gehöre. Trotz dessen, dass ich wie die allermeisten erwachsenen Menschen fünf Tage die Woche zur Arbeit gehe, Auto fahre, meine Rechnungen und Miete zahle, habe ich es bisher irgendwie immer noch nicht geschafft, mich wirklich erwachsen zu fühlen, aber das wie gesagt nur kurz am Rande. Jetzt aber (im wahrsten Sinne) weiter im Text hier.
Wie den meisten Menschen, die mich kennen bekannt sein dürfte, höre ich gerne und viel Musik. Ich gehöre nicht zu diesen Menschen, die dauernd überall sagen und/oder posten "Musik ist mein Leben" etc., schlicht weil ich persönlich das einfach cringe finde, wie man heutzutage so schön sagt. Ja, Musik ist auch ein großer Teil meines Lebens, so groß, dass ich mir mit 17 die Haare hab wachsen lassen, weil ich so ein glühender Nirvana und Kurt Cobain Fan war, dass ich dem Mann am liebsten in allem, außer vielleicht der Heroinsucht und dem Tod mit 27, nacheifern wollte. Und die Haare habe ich heute noch. Die Vorliebe für die Musik von Nirvana ebenfalls, auch wenn sie nicht mehr ganz so obsessiv ist wie früher. Und nun weiter zu einem der beiden Auslöser dieses Posts.
Vor nicht allzu langer Zeit holte ich meinen Vater und einen Freund von ihm abends von einer Veranstaltung ab. Wie fast immer lief auf der Fahrt in meinem Auto Musik, schließlich habe ich objektiv betrachtet zu viel Geld für die Anlage in dem Fahrzeug ausgegeben, folglich nutze ich sie auch, wann immer ich kann. Irgendwann im Verlauf der Fahrt beschwerte sich dann der Freund meines Vaters über meinen schlechten Musikgeschmack und darüber, dass früher alles, inklusive der Musik allgemein und dem Musikgeschmack der Leute besser war. Und mal abgesehen davon, dass ich mich zum einen nicht sonderlich für Kritik an meinem Musikgeschmack interessiere und man zweitens den Musikgeschmack von Leuten so oder so eher schlecht kritisieren kann, weil Geschmack eben rein subjektiv ist, hat mich diese Aussage ein wenig ins Grübeln gebracht. Ist denn der Musikgeschmack meiner Generation wirklich schlechter als der, vor früheren Generationen? Wenn ich nicht ich wäre, würde ich diese Überlegung jetzt damit beenden, dass meine Großeltern mit Vorliebe Hansi Hinterseher, die Kastelruther Spatzen und die Wildecker Herzbuben hören. Da ich aber eben ich bin, mache ich daraus eine lange, pseudophilosophische wall-of-text, die den folgenden Gedanken als Grundlage hat:
Der Musikgeschmack meiner Generation ist nicht schlechter, er ist schlicht diverser.
Was ich damit meine? Naja, genau das. Im Gegensatz zu früher haben die allermeisten Leute in meinem Alter und darunter einen wesentlich vielseitigeren Musikgeschmack. Und das hängt, wie so oft, mit den Entwicklungen der Technik zusammen, die in den letzten ~20 Jahren passiert sind. Ich bilde mir hier ein, eine Sicht auf die Dinge zu haben, die ältere und jüngere Menschen als ich nicht zwingend habe. Wie bei vielen Dingen, beispielsweise in der Fotografie, dem Fernsehen und andere Technik gehöre ich zu der seltsamen "zwischen-den-Stühlen Generation", sage ich mal. Ich bin alt genug, um noch analoge Fotografie, Röhrenfernseher und Kassetten mitbekommen zu haben, aber auch nicht so alt, dass ich in vielerlei Hinsicht bei den alten Technologien bleibe und die modernen Gegenstücke ignoriere. Und ja, ich weiß, dass das heuchlerisch von jemandem klingt, der gerne mal auf Film fotografiert und einen ganzen Blogpost dazu geschrieben hat, wie toll doch Plattenspieler sind. Aber gebt mir einen Moment, um mich zu erklären.
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| Beispielsweise eines meiner Lieblingsalben |
Der weiter oben erwähnte Fund, den ich in meinem Schreibtisch machte, war mein Sony Walkman NWZ-E474, den ich mir im Jahr 2012 gekauft habe, als der iPod, den meine Eltern mir zu meiner Konfirmation geschenkt hatten präzise drei Wochen nach Ablauf der Garantie kaputtging. Das Anschließen dieses Geräts an meinen PC zeigte, dass es zu meiner Begeisterung noch problemlos funktioniert. Noch dazu hielt ich damit quasi eine Zeitkapsel in der Hand, denn seit ich 2015 auf Spotify umgestiegen bin, habe ich die Musik darauf nicht mehr angefasst. Und so fand ich darauf etwas vor, das meinen Musikgeschmack deutlich anders beschreibt, als ich ihn heute, zehn Jahre später, beschreiben würde. Der Großteil der darauf zu findenden Musik besteht aus Iron Maiden, Green Day, Nirvana, Pearl Jam, AC/DC, blink-182, Creedence Clearwater Revival, Fall Out Boy, Red Hot Chili Peppers, Avril Lavigne und My Chemical Romance, ab und an durchzogen durch irgendwas, was gerade in den Charts war und mir gefallen hat. Alles in allem kann man also wohl behaupten, dass mein Musikgeschmack vor zehn Jahren deutlich Richtung Rock geschwungen ist, vor allem fokussiert auf Punk/Grunge. Und während ich heute zu großen Teilen noch die gleiche Musik höre, höre ich auch viel andere Musik. Heute sind viele neue Sachen dazugekommen. So habe ich in den letzten Jahren eine Vorliebe für Saltatio Mortis, Imagine Dragons, Alligatoah, Cro, Coldplay, Falco, die Beatles, Pink Floyd, Robin Schulz und viele viele Weitere entwickelt. Und wodurch kommt das? Durch Spotify, um es sehr vereinfacht zu formulieren.
Zu großem Teil Schuld daran, dass viel Menschen in meiner Generation so einen diversen Musikgeschmack haben ist die Veränderung in der Art, wie wir Musik hören. Spotify bietet eine Möglichkeit, die die vorherigen Generationen nicht hatten. Ich muss nicht mehr in den Laden gehen und mir das Album einer Band oder eines Solokünstlers als Schallplatte, Kassette oder CD kaufen, ich kann es mir einfach auf Spotify anhören. Und wenn mir nur drei von zwölf Liedern gefallen, dann kann ich diese drei einer Playlist hinzufügen und die anderen ignorieren. Und genau das ist es, was für die Diversität der konsumierten Musik sorgt. Wenn ich nicht gezielt und bewusst ein bestimmtes Album hören will, sondern einfach nur Lust auf Musik habe, klicke ich bei meine 2600 Titel Playlist auf Zufallswiedergabe und gut ist. Worauf ich gerade keine Lust habe, wird geskippt, der Rest wird gehört. Ganz einfach. Aber eben dadurch entsteht wohl auf andere Menschen der Eindruck, dass mein Musikgeschmack seltsam oder schlecht ist. Und das ist schon in Ordnung. Die einzige Person, der mein Musikgeschmack gefallen muss, bin schließlich ich.
Und was bedeutet das alles jetzt für mich? Muss ich mir jetzt die Haare abschneiden, wieder eine langweilige Kurzhaarfrisur tragen und alle Bandshirts für immer in meinem Kleiderschrank einmotten? Nein, sicherlich nicht. Ich liebe die Rockmusik immer noch so sehr, wie ich es vor zehn Jahren getan habe, es gibt nur schlichtweg auch andere Musik, die mir gefällt. Und das kann man jetzt gerne, so wie der Freund meines Vaters, für schlechten Musikgeschmack halten und mir sagen, dass ich "nicht mehr Rock n Roll genug" bin oder ähnliche Dinge. Aber interessiert es mich? Gott bewahre, nein. Ich werde weiterhin die Musik hören, die ich liebe, sei es jetzt Rock, Punk, Pop, House/EDM, Rap oder die Klassiker aus den 80ern. Ich habe mich noch nie sonderlich dafür interessiert, was Menschen von mir im Allgemeinen und meinem Musikgeschmack im Speziellen halten und werde jetzt bestimmt nicht damit anfangen.
Vielen Dank an euch fürs Lesen. Ich wünsche euch einen schönen Tag und verabschiede mich bis zum nächsten Mal. Hoffentlich nicht wieder mit so einem großen Abstand.

Schön geschrieben,
AntwortenLöschenIch (auch wenn ich auch auf Spotify eher der Alben - Hörer bin) denke man kann Musik und Musikgeschmack nicht breit genug fächern.
Ist ja bei anderen Dingen auch nicht anders, früher kannte man halt nur die regionale Küche, heute hat man die Wahl und was spricht dagegen sowohl Kohlrouladen als auch Sushi zu mögen.
Nur einen Anspruch habe ich an Musik, sie soll mit Leidenschaft produziert werden. Dahingerotzter Chartmüll, der nur produziert wird um ne schnelle Mark zu machen hat mir selten gefallen.