Dienstag, 17. März 2020

On My Block

Hallo ihr Lieben. Long time no see könnte man sagen. Ich würde mir ja jetzt ne Ausrede suchen, warum ich hier so lange nichts geschrieben habe, aber um die Wahrheit zu sagen: Ich hatte einfach andere Dinge zu tun. Arbeit, andere Hobbys, andere Sachen zu schreiben und so weiter und so fort. Aber hey, ich bin wieder da und gebe mein Bestes, zumindest etwas regelmäßiger zu schreiben.

Jetzt, wo die Passage mit den fauligen Ausreden erledigt ist, wenden wir uns dem Thema dieses Posts zu: Schaut euch verdammt nochmal On My Block auf Netflix an. Ehrlich mal, ihr sitzt doch bestimmt eh schon zu großen Teilen in Quarantäne und habt nichts Besseres zu tun. Aber fangen wir doch mal da an, wo man bei Reviews/Empfehlungen wohl am besten anfangen sollte, und das ist - wer hätte das gedacht - am Anfang.

On My Block ist (wenn man Wikipedia Glauben schenken darf) eine Teen-Comedy-Drama Serie, die von Netflix produziert wird und deren erste Staffel am 16. März 2018 erschienen ist. Damit wären also die gröbsten Zahlen und Daten abgehandelt und wir können uns mit den wirklich relevanten Dingen befassen. Ich versuche, den ganzen Text hier so spoilerfrei wie möglich zu halten und hoffe, dass mir das halbwegs gelingt. Ich könnte hier jetzt natürlich einfach ein ganz klassisches Review machen und solche Dinge schreiben wie:

Story: 8/10
Comedy: 10/10
Charaktere: 10/10
Soundtrack: 11/10

und damit mit dem Post fertig sein. Aber da ich noch nie der große Freund von Stichworten war, mache ich es mir nicht ganz so einfach. Also, here we go:


In On My Block begleiten wir eine Gruppe von Teenagern, die in Freeridge, einem fiktiven Teil von Los Angeles, leben. Da hätten wir zum einen Cesar Diaz, dessen Bruder eine hohe Position in der Gang "The Santos" hat, in die Cesar nun ebenfalls reingezogen wird. Weiterhin haben wir Ruben "Ruby" Martinez, dessen Leben durch den Einzug von Olivia, der Tochter einer Freundin seiner Eltern, ziemlich auf den Kopf gestellt wird. Die Nächste im Bunde ist Monse Finnie, die bei ihrem Vater lebt, der allerdings die meiste Zeit mit seinem LKW auf Tour quer durch die USA ist. Last but not least bleibt noch Jamal Turner, Sohn eines ehemaligen High-School-Footballstars, der eine große Vorliebe für Rätsel und Verschwörungen hat.

Damit hätten wir sozusagen die "Core Four" abgehandelt. Alle anderen Charaktere hier abzuarbeiten, würde schlichtweg zu lange dauern und den Umfang dieses Posts quasi ins Unermessliche steigern, also verzichte ich darauf.

Wie bereits erwähnt, begleiten wir diese vier (beziehungsweise eigentlich fünf, denn wie erwähnt bekommt Ruby ja eine unerwartete Mitbewohnerin) durch ihren High-School Alltag, der in einer von Gangs kontrollierten Nachbarschaft gar nicht mal so alltäglich ist. So wird Jamal auf die Spur eines verborgenen Schatzes geführt, Ruby versucht, irgendwie mit seiner neuen Lebenssituation zurechtzukommen und Monse und Cesar haben ihre ganz eigenen Schwierigkeiten miteinander. Über alldem schwebt wie das nur allzu berühmte Damoklesschwert die Tatsache, dass Cesar Mitglied einer Gang ist, die Drogen verkauft und ihre Straßen mit allen Mitteln verteidigt. Und so ist einer der grundlegenden Dreh- und Angelpunkte der ersten Staffel, dass Cesars Freunde das tun, was alle guten Freunde tun würden: Versuchen, ihn irgendwie aus der Gang raus und in Sicherheit zu bringen. Viel mehr von der Geschichte möchte ich hier auch gar nicht erzählen, da ich sonst die halbe Handlung spoilern müsste und das ja eben genau das ist, was ich nicht möchte.

Für den folgenden Part muss ich etwas in hypothetische Gefilde ausweichen und mir Aussagen von anderen Reviewern klauen, einfach, weil mir die Erfahrung fehlt. Dennoch möchte ich diesen Aspekt gerne beleuchten und tue es deswegen einmal kurz. On My Block stellt das Leben im direkten Umfeld einer Gang relativ realistisch dar. Im Gegensatz zu anderen Serien (ich werfe da mal einen unauffälligen Blick in Richtung Riverdale) wird die Mitgliedschaft in einer Gang nicht überglorifiziert und nur positiv dargestellt. Es werden auch die negativen Aspekte des "Hoodlifes" beleuchtet und die Problematik der Gangkriege wird hier und da auch beleuchtet. Aber auch das ist nur ein kleiner Bestandteil dessen, weshalb die Serie großartig ist.

Die Charaktere sind gut geschrieben und nicht nur die Klischees, die man aus jeder "Teenieserie" kennt. Alle wachsen dem Zuschauer schnell ans Herz und haben ihre ganz eigenen Probleme. Die meiste Zeit hat man das Gefühl, dass tatsächlich Teenager miteinander reden und nicht einfach nur Dialoge wiedergegeben werden, die von Erwachsenen geschrieben wurden. Die Geschichte wird gut, ernsthaft und relativ realistisch erzählt, ohne dabei aber auch nur einen Moment den Humor aus den Augen zu verlieren. Die Witze sind kontextsensitiv und lockern die Atmosphäre gut auf, ohne diese aber jemals zu zerstören. Der Verlauf der Geschichte ist nachvollziehbar und das Ende der ersten Staffel so dermaßen widerlich, dass man im Voraus froh ist, dass es eine zweite (und mittlerweile auch eine dritte) Staffel gibt. 

Kommen wir jetzt aber mal zur (meiner Meinung nach zumindest) größten Stärke der ganzen ersten Staffel: dem Soundtrack. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann ich das letzte Mal eine Serie mit einem so gut ausgesuchten Soundtrack gesehen habe. Es gibt zwar Serien, bei denen die Musikauswahl eine Erwähnung wert ist, allen voran Scrubs, allerdings ist die Premiere der letzten (echten) Scrubs Folge mittlerweile beinahe elf Jahr her. Dementsprechend ist das zwar eine Erwähnung wert, allerdings muss ich ehrlich sagen, dass es in den letzten zehn Jahren nicht viele andere Serien gab, deren Soundtrack ich (wie oben so schön geschrieben) mit 11/10 bewerten würde. Jetzt aber endlich zum eigentlichen Thema.

Der Soundtrack der ersten Staffel von On My Block besteht zu großen Teilen aus Rap/Hip Hop Tracks von Künstlern, die relativ unbekannt sind. Wer gerne mal reinhören möchte, kann das hier tun, wenn er keine Allergie gegen Spotify hat. Viele (wenn nicht sogar beinahe alle) der Interpreten, die auf dem Soundtrack zu finden sind, habe ich vorher nicht gekannt. Diese Menge an relativ unbekannter Musik mag eventuell auf das vermutlich recht geringe Budget der ersten Staffel zurückzuführen sein, denn in der zweiten und dritten Staffel sind deutlich bekanntere Namen auf dem Soundtrack zu finden. Dadurch aber, dass der Soundtrack der ersten Staffel aus ziemlich unbekannten Künstlern besteht, ist keiner der Songs "overplayed", eher im Gegenteil. Ich habe durch das Schauen der ersten Staffel eine ganze Menge neuer Lieder entdeckt, von denen viele ihren Weg in meine Playlist (und zwei sogar in meine Top Track 2018) geschafft haben. Tracks wie Parachute vom AM!R, Changes von Dej Loaf oder Eye for an Eye von SIDizen King und The Strike sind quasi wie gemacht dafür, bei gutem Wetter mit Fenster runter im Auto zu sitzen und ein bisschen durch die Straßen zu cruisen. Alles in allem ist der Soundtrack der ersten Staffel eben (aus meiner subjektiven Perspektive zumindest) einfach großartig. 


Begeben wir uns jetzt, wo wir langsam in Richtung Ende des Posts kommen, auf eine etwas persönlichere Ebene. Ich bin 23 und so langsam aus dem Alter raus, in dem ich die Standardzielgruppe für Teenie-Coming-of-Age Serien bin. Das ändert aber nichts daran, dass ich On My Block wirklich gerne mag, und das aus einem ziemlich simplen Grund: Die Serie ist das, was ich mir in dem eigentlichen Zielgruppenalter (also als Teenager) immer gewünscht hätte. Denn als ich ~15 war, gab es größtenteils nur möchtegern-lustige Disney Channel und Nickelodeon Serien, deren Aufgabe vor allem eins war: Den Zuschauer mit mittelmäßigen Witzen so oft wie möglich dazu zu bringen, eine wenig zu schmunzeln oder vielleicht sogar ab und an zu lachen. Hat man aber nach etwas ernsthafteren Serien gesucht, die die zwischenmenschlichen Beziehungen, die (kaum zu glauben aber wahr) auch schon bei Jugendlichen bestehen, etwas stärker beleuchten, musste man schon sehr genau suchen. Positiv herauszustellen ist wohl die MTV produzierte Serie "Akward", bei der mir allerdings bei Recherchen für diesen Post aufgefallen ist, dass diese zu großen Teilen (genauso wie On My Block) aus der Feder von Lauren Iungerich stammt. Ansonsten hat man nach Serien wie On My Block vergebens gesucht, und auch das ist einer der Gründe, weshalb ich diese Serie immer wieder über den grünen Klee lobe. 

Kaum zu glauben, aber wahr: Teenager haben nicht nur Interesse an Comedy, in die einmal pro Staffel ein Kuss eingeschmuggelt wird, der zu einer zwei Tage andauernden Beziehung führt. Teenager interessieren sich für das, was ihnen selbst gerade widerfährt. Änderung im Freundeskreis, der Wechsel von Schulen, Stress mit den Eltern, die erste große Liebe und so weiter und so fort. Es gibt wenige bis gar keine Serien (zumindest nach meinem Wissensstand), die alle diese Dinge so gut und natürlich umsetzt wie On My Block. Es wird eine Geschichte erzählt, in der ich mich (als nicht mehr Jugendlicher/Teenager) sofort zuhause gefühlt habe und wenn ich mir die Resonanz im Internet anschaue, ging es damit nicht nur mir so. Schaut man einmal bei Rotten Tomatoes nach, so kann man feststellen, dass ich mir meiner Meinung in dem Punkt nicht alleine bin. 

Jetzt reicht es aber langsam auch. Keine Sorge, ihr seid gleich entlassen. Nur noch schnell das Fazit, und dann könnt ihr wieder zum Spielen rausgehen, vorausgesetzt, ihr steht nicht unter Quarantäne.

Alles in allem kann ich nur noch eins sagen: On My Block ist für mich insgesamt eine solide 11/10, denn die Serie sprengt für mich einfach die Skala. Das ist natürlich nur meine subjektive Meinung über eine Serie, die ich persönlich absolut großartig finde, aber wenn ihr neutrale Kritiken haben wollte, könnt ihr sicherlich wo anders lesen. :-) 

Von mir bekommt die Serie die absolute Empfehlung. Bei der Serie passt einfach alles, daher mein Appell an euch: Schaut Sie euch an. Je mehr Leute die Serie schauen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine vierte Staffel von Netflix produziert wird. Die Serie ist kurz (insgesamt 28 Folgen á ~30 Minuten), hat einen guten Drive und geht runter wie Öl. Und das Beste: Wenn ihr merkt, dass die Serie nichts für euch ist, könnt ihr einfach aufhören, Sie zu schauen. Ihr habt also quasi nur Gewinnmöglichkeiten, wenn ihr euch die Serie anschaut. 

Jetzt aber auch genug missioniert. Wenn ihr es tatsächlich bis zu diesem Punkt geschafft habt, danke ich euch vielmals fürs Lesen und wünsche euch noch einen wunderschönen (hoffentlich nicht durch Coronavirus und dessen Folgen versauten) Tag. Bis zum nächsten Mal.

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