Achtung, Softspoiler für Marvel's Spider-Man enthalten!
Hallo meine Lieben. Seit Jahren heult die ganze Welt (inklusive mir) rum, dass in der Gamingindustrie nichts mehr so ist wie früher. Und das stimmt so auch erstmal. Das Hauptproblem, über welches sich viele (quasi alle) Gamer beschweren ist, dass man mittlerweile keine fertigen Spiele mehr bekommt.
Diese Beschwerde hat vor allem zwei Gründe. Zum einen ist es dank (beinahe) flächendeckender Breitband-Internetverbindung problemlos möglich, nach Release eines Spiels noch einen Patch hinterherzuschieben. Und das verleitet mittlerweile so ziemlich die gesamte Industrie dazu, halbfertige Spiele herauszubringen, am Releasetag fett abzukassieren und anschließend über die nächsten Wochen dann man dafür zu sorgen, dass das Spiel (für das der Kunde zumeist 60€ oder mehr zahlt) auch spielbar ist. Ich deute da mal mit dem Finger son bisschen in Richtung Assassins Creed Unity, weil da nach dem Release diese tollen Bilder die Runde gemacht haben. Ich könnte hier noch gefühlte tausend Beispiele nennen (man schaue sich allein einmal die Releasefassung von Battlefield 4 an), aber das bringt uns ja auch nicht weiter. Es nervt die Meisten aus der Gamingcommuntiy (mich eingeschlossen), dass man keine fertigen Spiele mehr kaufen kann. Früher konnte man in den Elektronikfachmarkt seiner Wahl gehen, dort das gewünschte Spiel aus dem Regal nehmen und es zuhause in die Konsole legen oder auf dem PC installieren. Und man konnte losspielen. Ohne gezwungen zu werden, tausend Patches herunterzuladen, bevor man das Spiel starten darf (zugegeben wäre es ohne diese erzwungenen Patches vermutlich nicht spielbar). Einfach Datenträger rein, eventuell noch kurz installieren und los geht's. Aber das gehört wohl endgültig der Vergangenheit an. Nicht so das "andere Problem".
Der zweite große Grund für Beschwerden aus der Gamingcommunity ist, dass man heute für den Preis von 60€ kein ganzes Spiel mehr bekommt. Man bekommt viel mehr die grobe Hülle eines Spiels und muss den Rest dann dazukaufen. Es gibt 1-X DLCs, Preorder-Exclusives, irgendwelche Inhalte, die man nur von bestimmten Händlern bekommt und so weiter und so fort. Früher hat man sich ein Spiel gekauft, es installiert und konnte damit erstmal Stunden verbringen. Ich nehme da jetzt mal Warcraft 3 als Beispiel. Damals bist du in den Laden gegangen und hast dir aus dem Regal Warcraft III: Reign of Chaos genommen. Das hast du dann glücklich zuhause auf deinem AMD Athlon Rechner mit Windows XP und 512MB RAM installiert und damit viele, viele Stunden verbracht. Und irgendwann, wenn dir das alles zu langweilig wurde und du die Kampagne mehrmals gespielt hattest, bist du wieder in den Laden gegangen und hast dir Warcraft III: The Frozen Throne gekauft. Und damit hast du vermutlich mindestens genau so viel Zeit wie mit dem Originalspiel verbracht.
Und ist Blizzard deswegen pleitegegangen? Nein, wieso auch. Das Spiel war (und ist) super, das hat sich rumgesprochen und in kürzester Zeit wollte so ziemlich jeder Strategiespielfreund dieses wundervolle Machwerk besitzen und spielen. Ergo hat sich dieses wunderbare Stück Software verkauft wie geschnitten Brot. Aber zu der Releasezeit von Warcraft 3 war es für die Verkaufszahlen ja auch noch wichtig, dass ein Spiel Spaß macht. Und das ist heute eben leider oft nicht mehr so. Klingt erstmal komisch, ist aber tatsächlich so. Wer das nicht glauben will, kann ja mal zuerst einen Blick auf die Verkaufszahlen und anschließend auf den User Score von Watch Dogs werfen.
Aber da das ja nicht reicht, lässt sich die Industrie immer wieder etwas Neues einfallen, um die zahlende Kundschaft zu ärgern. Zum Beispiel solche tollen Sachen wie Kopierschutz durch Onlinezwang. Gut, den gab's bei Watch Dogs jetzt nicht direkt, aber trotzdem. Wenn du angefangen hast im Onlinemodus zu spielen, hattest du auch n ziemlich böses Erwachen, wenn du anschließend mal keine Internetverbindung hattest. Dir wurden in dem Fall nämlich einfach mal eben sämtliche Skills resettet. Auch nicht gerade die beste Alternative zum kompletten Onlinezwang. Aber Watch Dogs war nun mal so oder so kein gutes Spiel. Zumindest meiner Meinung nach nicht. Vielleicht nehme ich das auch deswegen jetzt als Beispiel für die DLC Problematik.
Aber bevor das hier jetzt aussieht, als wäre alles nur noch scheiße, möchte ich auf den eigentlichen Grund für diesen Post zu sprechen kommen. Denn es gibt hier und da ja doch den ein oder anderen Lichtblick. Mein Lichtblick ist in dem Fall Marvel's Spider-Man. Denn dieses Spiel macht alles richtig, was es nur richtig zu machen gibt. Man kauft das Spiel (muss zugegeben nen Patch von aktuell 13GB herunterladen) und kann spielen. Kein Onlinezwang, keine Trophäen, die man nicht bekommen kann, wenn man Offline spielt, keine Storykapitel, die einem dadurch verwehrt werden. Man bekommt ein komplettes funktionierendes Spiel mit in sich geschlossener Story geliefert. Und neben der Story gibt es auch noch mehr als genug zu entdecken, und das ohne dafür DLCs kaufen oder irgendwelche Microtransactions durchführen zu müssen. Eben einfach ein komplettes Spiel, das sogar unter Vollpreis (aktuell für ~45€) zu haben ist.
Für dieses
Spiel gibt es auch einen Seasonpass, das möchte ich gar nicht abstreiten. Aber
trotz allem ist das Spiel in sich geschlossen und als einzelnes Spiel sehr gut
spielbar. Man hat während des Spielens auch nicht das Gefühl, dass irgendetwas
fehlen würde. Und die DLCs erzählen wiederrum eigenständige Storys, die
(teilweise) während der Handlung des Hauptspiels angedeutet werden. Wie gut die
entsprechende DLCs sind, werde ich aber wohl erst berichten können, wenn ich
diese gespielt habe.
Trotzt der
Tatsache, dass es auch für dieses Spiel DLCs gibt, möchte euch mal etwas
vorrechnen. Eigentlich wollte ich hier jetzt den Preis von Watch Dogs mit Season
Pass zum Zeitpunkt des Releases nehmen und das ganze einmal mit dem Preis von
Spider-Man mit Season Pass gegenrechnen. Watch Dogs hat zu Release (wenn ich
mich richtig erinnere) 59,99€ gekostet, der Season Pass 39,99€. Macht zusammen
99,98€ für das gesamte Spiel. Nehmen wir als Gegenstück jetzt Spider-Man. Das
kostet auf Amazon derzeit 44,44€; der Season Pass kostet 19,99€. Zusammen macht
das 64,43€; Im Klartext also das, was ein Vollpreisspiel momentan normalerweise
kostet. Und bevor mir jetzt vorgeworfen wird, dass ich zu sehr zu Gunsten von Spider-Man
reche: Nehmen wir man den Media Markt Preis. Dort kostet das Spiel aktuell
59,99€. Den Season Pass gibt es dort nicht, weshalb ich jetzt erstmal damit
rechne, diesen ebenfalls im Playstation Store zu kaufen. Damit komme ich auf
79,98€. Das ist zwar noch ein ganzes Stück mehr Geld als in meiner anderen
Rechnung, aber immer noch weit unter 99,98€.
Ergo zahlt man
also bei Spider-Man in jedem Fall weniger für das gesamte Spiel als bei Watch
Dogs. Und man bekommt, wie gesagt, das deutlich bessere Spiel. Wenn ihr wollt,
könnt ihr euch auch hierzu mal die User Reviews anschauen. Die fallen deutlich
besser aus, als die von Watch Dogs. Ob das wohl daran liegen wird, dass
Spider-Man einfach auf jede erdenkliche Weise das bessere Spiel von beiden ist?
Wer das genau wissen will, wird sich wohl beide Spiele kaufen müssen.
Und das ist
auch genau das, worauf ich hinaus möchte. Also nicht, dass ihr euch Watch Dogs
kaufen sollt. Gott bewahre, nein. Das Spiel ist wirklich nicht gut und gehört
zu den Sachen, die man nicht spielen sollte, auch wenn das für teilweise 5€ auf
dem PC haben kann. Ich möchte euch ganz einfach dazu bewegen, euch Marvel’s Spider-Man
für die PS4 einmal genauer anzusehen. Denn dabei handelt es sich um das erste
Spiel, bei dem ich jedem, der eine PS4 besitzt ein uneingeschränktes „Kauf das!“
mit auf den Weg geben kann.
Das Spiel ist
wunderbar und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Die Open World ist (nach einem
kurzen Tutorial) frei begeh- oder besser beschwingbar. Ihr könnt euch überall
umsehen, die ganze Welt auf eigene Faust entdecken und dabei der Geschichte des
Spiels folgen. Es gibt diverse Collectibles, die man sich zusammensammeln kann
und (ähnlich wie in Far Cry) Funktürme, die man freischalten kann um eine
bessere Übersicht über die Stadt zu haben. Im Gegensatz zu eben erwähntem Far
Cry sind diese Türme aber zu keiner Zeit irgendwie nervig. Es macht sogar
(genau wie das Sammeln der diversen Collectibles) ziemlich viel Spaß.
Überhaupt macht
an dem Spiel so ziemlich alles Spaß. Und das liegt wohl zu größten Teil an dem
wunderbar flüssigen, intuitiven Movement des Spiels. Es macht einfach endlos
viel Spaß, durch die (virtuellen) Straßen von New York zu schwingen, Bösewichte
zu verdreschen und Gegenständen einzusammeln. Dazu kommt eine (meiner
bisherigen Erfahrung nach) ziemlich gute Story mit ebenfalls ziemlich guter
deutscher Synchronisation. Ich könnte jetzt noch eine Ewigkeit davon schwärmen,
wie toll ich dieses Spiel finde, aber das bringt uns ja auch nicht weiter.
Deswegen versuche ich jetzt mal, ein Fazit zu ziehen.
Marvel’s Spider-Man
ist ein großartiges Spiel und für mich (bisher) der beste PS4-exklusive Titel,
den ich gespielt habe. Das Gameplay ist super, das Spiel ist grafisch auf dem
Niveau, das ich von der PS4 erwarte und die Story ist toll in Szene gesetzt. Es
gibt auch neben dem Verlauf der Handlung genug zu tun und diese kann auch ohne
Strafe für längere Zeit ignoriert werden. Also quasi alles, was ich mir für ein
Open-World-Spiel wünsche. Große Welt, frei erkundbar, keine alle zwei Minuten
nervende „Ey, du hast da noch ne Storymission“ Erinnerung. Einfach ein Traum.
Oh, und wem das alles noch nicht reicht: Es gibt einen Stan Lee Cameo in dem
Spiel. Auch wenn dieser großartige Mann leider von uns gegangen ist, so lebt er
doch in seinen endlosen Kreationen (und in den Marvel Filmen) weiter. Und eben
auch in diesem wunderbaren Stück Software. Abschließend bleibt also noch zu
sagen: Vielen Dank fürs vorbeischauen und lesen und: Wenn ihr eine PS4 besitzt
oder euch eine ausleihen könnte, spielt Marvel’s Spider-Man. Das Spiel ist jede
Sekunde wert, die man damit verbringt.


Sollte mir eine Ps4 samt Spiderman zulegen...
AntwortenLöschenHabe nach dem Release die alten Teile auf der Ps2 gespielt, weil ich so neidisch war.