Donnerstag, 5. November 2020

Gamingphilosophische Frage: Ist ein Spiel gut, wenn es nur eine gute Basis für Mods bildet?

Hallo ihr Lieben. Was macht ein Spiel gut? Die Antwort auf diese Frage ist natürlich höchst subjektiv, weil jeder Mensch (und damit auch jeder Gamer) seinen ganz eigenen Geschmack hat und daher logischerweise andere Dinge als gut oder schlecht empfindet als ich beispielsweise. Deshalb sei vorab gesagt: Dieser Text enthält (wie hier üblich) nur meine eigene Meinung und ist daher nicht als die korrekte Antwort auf die gestellte Frage anzusehen. So weit, so gut. Nachdem das geklärt ist, kann es ja weitergehen. Irgendwann im Laufe der Zeit haben sich mir Fragen wie "Ist Spiel XY gut, weil...?" und "Was macht ein Spiel zu einem guten Spiel?" gestellt. Ich versuche hier jetzt also, eine Antwort auf solche Fragen zu finden. Den Anfang macht die Frage:

Ist ein Spiel gut, wenn es nur eine gute Basis für Mods bildet?

Sehen wir es ein: Gamer lieben Mods. Die Möglichkeit, einem Spiel neue Inhalte hinzuzufügen, die meistens kostenlos und oft genauso gut (wenn nicht sogar besser) wie der originale Inhalt des Spiels sind, ist eine gute Sache. Wir haben damit die Möglichkeit, uns völlig neue, kreative Item, Quests oder andere Dinge in unser Lieblingsspiel zu holen. Die Grenze ist dabei oft lediglich die der Vorstellung der Moddingcommunity. So gibt es beispielsweise für Skyrim Mods, die ganze Questreihen einfügen oder - in den extremsten Fällen - sogar das ganze Spiel von vorne bis hinten umkrempeln. So oder so ist Skyrim ein gutes Beispiel für das, worum es in diesem Post eben nicht geht. Skyrim ist ein Spiel, dass in der Vanilla Version ohne Mods schon großartig ist und einem viel Spielspaß bietet. Die hohe Moddingkompatibilität ist da nur die (zugegebenermaßen sehr große) Kirsche auf diesem schicken (Vanille) Eisbecher mit Namen The Elder Scrolls V. 

Nur wie sieht das mit dem Gegenteil aus? Wie ist das mit Spielen, die viele Menschen modden und von denen kaum jemand jemals die Vanilla Version gespielt hat? Gute Beispiel, die mir dazu einfallen sind Gary's Mod und die Armed Assault Reihe. Ich meine, schaut euch meine Spielzeit in Arma 2: Operation Arrowhead an. Vielleicht eine Stunde der gesamten Spielzeit habe ich tatsächlich damit verbracht, Vanilla Arma 2 zu spielen. Die restlichen 320 Stunden habe ich zum allergrößten Teil mit DayZ Origins verbracht.  Das, was die DayZ Mod im allgemeinen und Origins im speziellen tut, könnte man beinahe schon als Total Conversion verbuchen, schließlich ist vom Gameplay des Originalspiels bei diesen Mods nicht mehr viel übrig. Macht das Arma 2 jetzt also zu einem guten Spiel?

Eine Sache lässt sich auf jeden Fall mit Sicherheit sagen: Arma 2 ist kein Spiel, das für den Mainstream gemacht ist. Ohne Mods haben wir "nur" eine knallharte Militärsimulation, für die sich die wenigsten Leute interessieren werden. Das konnte man vor ein paar Jahren ganz gut daran sehen, dass die DayZ Mod die Verkaufszahlen in die Höhe trieb. Es handelt sich hier also nicht um ein Spiel wie beispielsweise Skyrim, das die meisten Menschen bereits aus anderen Gründen besitzen. Arma 2 ist vielleicht eines der besten Beispiel dafür, dass ein Spiel auch nur wegen der dafür vorhandenen Mods gute Verkaufszahlen erreichen kann. 

Beim direkten Nachfolger Arma 3 sieht das ähnlich aus. Auch hier handelt es sich wieder um eine Militärsimulation, die so realistisch wie möglich sein soll. Und auch hier kann man wohl stark davon ausgehen, dass Leute sich eher zu Mods wie Altis Life, Wasteland oder Epoch hingezogen fühlen. Ich meine, ich habe dieses Spiel auch knapp 80 Stunden gespielt und kann in diesem Fall sogar sagen, dass keine einzige davon das Originalspiel ohne Mods war. Ich habe hauptsächlich Altis Life gespielt, und das obwohl ich normalerweise eine ausgewachsene Roleplayallergie habe. Und trotz dessen habe ich eine ganze Menge Spaß mit Altis Life gehabt. 

Das einzige andere gut modbare Spiel, das sich mit meiner Arma 2 Spielzeit messen kann, ist Skyrim. Das habe ich, als ich es 2012 erwarb, komplett ohne Mods durchgespielt. Heute habe ich mir eine recht lange, aber im Gegensatz zu vielen anderen Spielern immer noch ziemlich unbeeindruckende Modliste zusammengesammelt, die die Skyrim Erfahrung an vielen Ecken und Enden zwar durchaus verändern, das Grundspiel aber bestehen lassen. Damit will ich nicht sagen, dass es keine Total Conversion von Skyrim gibt. Enderal: Forgotten Stories wird beispielsweise von vielen Leuten als das bessere Skyrim gesehen. Ich selber konnte da nie viel mit anfangen, da die Mod bei mir mit ~20 FPS läuft und das Team der Mod mir auf meine Supportanfrage nur mitteilte, dass mein PC einfach zu schlecht ist. Normalerweise würde ich hier jetzt abschweifen und anfangen, mich über diese Aussage zu ärgern, meine Hardware darzulegen und das Supportteam dieser Mod zu verfluchen, aber dieser Post soll sich nur auf die oben gestellte, zentrale Frage konzentrieren. 

Versuchen wir jetzt also einmal, diese Frage nach den Ausführungen weiter oben zu beantworten. Ein gutes Spiel ist für mich ein gutes Spiel. Dafür muss es nicht perfekt Aussehen oder das perfekte Gameplay haben, es muss mir einfach nur gefallen. Wäre das nicht so, wäre mein Lieblingsspiel wohl kaum GTA Vice City, denn das ist bei aller Liebe weit davon entfernt, perfekte Grafik oder perfektes Gameplay zu haben. Es ist einfach das Gesamtpaket, das dafür sorgt, dass ich dieses Spiel (und auch andere) so gerne mag. Und eben dieses Gesamtpaket ist für das "Problem" bei Spielen, die eine gute Basis für Mods bilden. Mir reicht in den meisten Fällen nicht ein einziger Aspekt eines Spiels, um zu sagen, ob es gut oder schlecht ist. Ich bewerte die Qualität eines Spiels vor allem danach, wie viel Spaß ich hatte, während ich es gespielt habe. Und demnach ist die Antwort auf die zentrale Frage dieses Posts bei Arma 2 und 3 ziemlich eindeutig. Wie viel Spaß habe ich mit den beiden Spielen gehabt? Naja, gar keinen. Den Spaß habe ich mit DayZ, DayZ Origins, Altis Life und Wasteland gehabt. Diese Mods haben nur ziemlich wenig mit dem jeweiligen Originalspiel zu tun. Dieser Logik folgend ist weder Arma 2 noch Arma 3 ein gutes Spiel für mich. Dennoch habe ich Stunde um Stunde damit verbracht, gemoddete Versionen beider Spiele zu spielen. Dadurch sind beide aber für mich nicht zu guten Spielen geworden.

Ich gebe zu, der Vergleich ist ein bisschen unfair. Wer kauft sich bitteschön einen möglichst realitätsnahe Militärsimulation, um sich dann darüber zu beschweren, dass er eine möglichst realitätsnahe Militärsimulation erhält? Niemand, denke ich. Auch ich nicht. Ich will mit dem, was ich hier geschrieben habe ja nicht, sagen, dass die Arma Reihe schlecht ist. Ich will nur sagen, dass sie eine gute Basis für Mods bildet und für den Großteil derer, die die Spiele besitzen, außerhalb dieser Modbarkeit nicht wirklich interessant ist. Denn auch wenn die Arma Spiele in dem, was sie sein wollen sehr gut sind, kann ich subjektiv nur sagen, dass es sich dabei für mich nicht um gute Spiele sondern lediglich um sehr gute Grundlagen für gute Mods handelt. 

Um daher jetzt also diesen Text zu beenden und die oben gestellte Frage ganz kurz zu beantworten: Nein, ein Spiel ist für mich nicht gut, weil es eine gute Basis für Mods bildet. Die Mods sind in dem Fall das, was das Spiel gut macht. Das ist aber eben nur meine ganz eigene subjektive Meinung zu diesem Thema. Ich hoffe, auch wenn ihr vielleicht nicht meiner Meinung seid, hattet ihr ein bisschen Spaß dabei, diesen Post zu lesen. Ich danke euch auf jeden Fall fürs vorbeischauen und durchlesen dieser Wall of Text. Euch noch einen wunderschönen Tag, bleibt gesund und bis zum nächsten Mal.